Als zentrales Organ arbeitet das menschliche Herz (lat. Cor, griechisch Kardia) so lange der Mensch lebt ohne Unterlass. Die erste korrekte Beschreibung des Herzens erfolgte im 13. Jahrhundert durch den arabischen Arzt Ibn an-Nafis. Im 17. Jahrhundert wurde durch den englischen Arzt William Harvey beschrieben, dass die Kontraktionen im Herzen den Fluss des Blutes im Kreislauf antreiben.
Das Herz ist ein Hohlmuskel und pumpt mit regelmäßigen Kontraktionen Blut durch den Körper und versorgt auf diese Weise alle Organe. Die medizinische Lehre des Aufbaus des Herzens, seiner Funktion und Erkrankungen wird als Kardiologie bezeichnet. Das Herz ist das erste, im Embryonalzustand entwickelte Organ.
Inhaltsverzeichnis
1 Lage, Funktion und Aufbau des Herzens
Das menschliche Herz ist vom Herzbeutel (Perikard) umgeben. Das seitlich durch das Brustfell (Pleura) zur rechten und linken Lunge abgegrenzte Herz liegt im Mediastinum, in der Regel in der leicht nach links versetzten Brusthälfte (sehr selten auf der rechten Seite des Brustbeins, dann vorwiegend bei grundsätzlich spiegelverkehrter Organanordnung) in Höhe der zweiten bis fünften Rippe hinter dem Brustbein und liegt im unteren Bereich auf dem Zwerchfell auf, welches mit dem Herzbeutel verwachsen ist. Die Basis erstreckt sich ca. 2 Zentimeter über den Brustbeinrand hinaus und erreicht über eine gedachte, senkrechte Linie (Medioclavicularlinie) mittig das Schlüsselbein (Clavicula). Das gesunde Herz hat im Durchschnitt eine Länge von 15 Zentimeter und ein Gewicht von 300 Gramm beim Mann und 250 Gramm bei der Frau.
Das gesunde
Normalgewicht des Herzens nimmt im Laufe des Alters kontinuierlich zu. Ab einem kritischen Herzgewicht von ca. 500 Gramm besteht aufgrund der nicht mitwachsenden Herzkranzgefäße die Gefahr einer mangelnden
Sauerstoffversorgung. Im Laufe des Lebens werden, entgegen der früheren Annahme, dass keine Zellerneuerung stattfindet, abgestorbene Herzmuskelzellen zu einem geringen Maß neu gebildet.
1.1 Herzschlagvolumen
Das Herzschlagvolumen beträgt im Durchschnitt 85 Milliliter pro Herzschlag und bezeichnet die von der linken Herzkammer ausgeworfene Blutmenge. Es wird bei einer Kardiografie, einem Herz-MRT oder -CT, Myokardszintigrafie oder Herzkatheteruntersuchung berechnet, dies dient der Ableitung weiterer Funktionsparameter. Das Schlagvolumen des Herzens steht im Verhältnis zur Herzarbeit und dem mittleren, arteriellen Blutdruck. Man unterscheidet zwischen Brutto- und Nettoschlagvolumen. Die Differenz, das sogenannte Pendelvolumen, deutet auf einen Herzklappenfehler oder eine angeborene oder erworbene Strukturfehlbildung hin. Ein niedriges Schlagvolumen verrät oft eine Erkrankung der Herzklappen, einen Herzinfarkt oder eine Herzmuskelerkrankung.
Das durchschnittliche Herzzeitvolumen beträgt im Ruhezustand 4,5-5 Liter pro Minute, unter körperlicher Belastung steigert sich das Volumen um das sechsfache, bei erwachsenen Leistungssportlern sogar darüber hinaus. Als Herzzeitvolumen wird die in den Kreislauf gepumpte Blutmenge pro Minute bezeichnet. Es wird durch die Multiplikation des Herzschlagvolumens und der Herzfrequenz berechnet. Das Herzzeitvolumen verringert sich bei einer verminderten Pumpleistung der rechten oder linken Herzkammer, bei einem schweren Herzinfarkt, bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder einer Herzklappenerkrankung. Ein erhöhtes Herzzeitvolumen wird bei einem beschleunigten Puls, Schockzuständen, hohem Fieber, verminderter Hämoglobin-Konzentration (Anämie) oder Schilddrüsenüberfunktion festgestellt. Zur Blutversorgung von Plazenta und Gebärmutter besteht während der Schwangerschaft ebenfalls ein erhöhtes Herzzeitvolumen.
Das insgesamt faustgroße, kegelförmige, abgerundete Herz ist vollständig vom Herzbeutel (Perikard) aus Bindegewebe umhüllt. Darunter verlaufen die Herzkranzgefäße in der Fettschicht. Die darauffolgende Schicht ist die kräftige Muskelschicht (Myokard) aus einem nur im Herz vorkommenden Muskelgewebe. Die Herzinnenräume sind mit der Herzinnenhaut (Endokard) umhüllt. Die Herzinnenhaut bildet die Herzklappen. Somit wird der Aufbau der Herzwand in Fachkreisen als aus drei Schichten bestehend beschrieben.
Beide Herzhälften bestehen aus einer Herzkammer, einem Herzvorhof und einem Herzventrikel. Die mittige Herzscheidewand (Septum) wird in Vorhof- und Kammerscheidewand unterteilt. Zwischen den Herzkammern, Vorhöfen und zu- und ableitenden Gefäßen befinden sich die vier Herzklappen. Die Herzklappen funktionieren wie Rückschlagventile und bewirken, dass das Blut in den Herzräumen nur in eine Richtung fließen kann. Innerhalb der zwei Herzkammern und Vorhöfe befinden sich Muskelzüge, welche mit den Herzklappen sehnenartig verbunden sind.
2 Blutkreislauf
Über den Blutkreislauf werden alle Organe, Gewebe und Zellen mit Sauerstoff und weiteren lebenswichtigen Substanzen versorgt.
Der Blutkreislauf beginnt mit der Ruhephase zwischen zwei Herzschlägen. Alle Klappen sind in diesem Moment geschlossen. In der Auswurfphase pumpt die linke Herzkammer Blut in die Aorta, die rechte Herzkammer pumpt sauerstoffarmes Blut in die Lungenarterie. Arterien transportieren sauerstoffreiches Blut vom Herz zu den Organen. Venen führen das sauerstoffarme Blut aus dem Kreislauf über die obere und untere Hohlvene zum rechten Herzvorhof zurück. Die Herzklappe zwischen dem Vorhof und der rechten Kammer (Trikuspidalklappe) verhindert einen Rückfluss aus der rechten Herzkammer zurück in den Vorhof. Von der Herzkammer fließt das sauerstoffarme Blut über die Lungenarterien in den Lungenkreislauf, hier wird der Rückfluss durch die Pulmonalklappe verhindert.
Die Lungenvenen transportieren das mit Sauerstoff angereicherte Blut in den linken Vorhof und von dort über die Mitralklappe zur linken Herzkammer. Über die
Aortenklappe wird es in die Aorta (Hauptschlagader) transportiert. Das sauerstoffreiche Blut wird in den Körperkreislauf abgegeben.
Der menschliche Körper besteht aus zwei hintereinandergeschalteten Blutkreisläufen, dem Herz- und Lungenkreislauf. Letzterer gibt den über die Atemluft aufgenommenen Sauerstoff und weitere lebensnotwendige Substanzen an den Herzkreislauf ab. Gleichzeitig wird Kohlendioxid vom Blut an die Lunge abgegeben.
3 Herzerkrankungen
Unter dem Begriff „Herzerkrankungen“ werden üblicherweise alle Erkrankungen des Herzens selbst, der Gefäße und des Blutkreislaufes zusammengefasst. Dazu gehören erbliche und angeborene Herzerkrankungen oder -fehler ebenso wie erworbene Herzfehler und -erkrankungen. Die
Erforschung der Ursachen von Erkrankungen des menschlichen Herzens ist auf einem sehr gut fortgeschrittenen Stand
und ermöglichen heutzutage eine meist erfolgreiche Vorsorge und Behandlung.
Der
Herzinfarkt ist die häufigste Herzerkrankung und gehört weltweit zu einer der häufigsten Todesursachen. Auch eine Herzinsuffizienz, eine Arteriosklerose (Verengung der Herzkranzgefäße), Herzrhythmusstörungen, Herzklappeninsuffizienz und Vorhofflimmern gehören zu den besonders oft auftretenden Erkrankungen.
3.1 Vorbeugung und Risikofaktoren
Grundsätzlich dient eine gesunde Lebensweise der Vorbeugung einer Herzerkrankung. Die Ernährung spielt hierbei eine wichtige Rolle. Viel Obst und Gemüse, keine oder wenige tierische, gesättigte Fette, eine ausreichende Kalziumzufuhr über Milchprodukte, Vollkornbrot anstatt Produkte mit weißem Mehl, wenig Fleisch, salzarme Kost, wenig Fertigprodukte, Würzmischungen und Konserven sind ein guter Weg das Risiko für Herzerkrankungen zu mindern.
Übergewichtige Menschen haben sehr oft auch einen erhöhten Blutdruck. Ein Kalorienabbau durch mehr Bewegung und fettarme Ernährung dient der Gewichtsreduktion und somit einer meist damit einhergehenden Senkung und Stabilisierung des Blutdrucks.
Rauchen, Stress und übermäßiger Alkoholgenuss sind ebenfalls bekannte und hauptursächliche Risikofaktoren. Gute Ratschläge zur Vermeidung und zum Verzicht geben viele Beratungsstellen und der Hausarzt.
Durch das
zunehmende Alter steigt der Blutdruck ebenfalls häufig an. Ein regelmäßiger Check beim Hausarzt, verbunden mit einem vorsorglichen, körperlichen Gesamt-Routinecheck, sollte mindestens einmal jährlich wahr- und vorgenommen werden. Herzerkrankungen können auch ohne typische Symptome und Beschwerden auftreten, auch deshalb ist eine regelmäßige Routineuntersuchung von bedeutsamer Wichtigkeit.
Regelmäßige, dem Alter und der körperlichen Verfassung angepasste Bewegung an der frischen Luft ist für den Menschen grundsätzlich gesund und dient der Vorbeugung einer Herzerkrankung ebenfalls in großem Maße.
3.2 Symptome
Die Symptome einer Herzerkrankung sind vielfältig und lassen nicht eindeutig darauf schließen, dass tatsächlich eine Herzerkrankung vorliegt. Auch viele andere Krankheiten können für ähnliche Symptome ursächlich sein. Eine umgehende ärztliche Untersuchung ist jedoch grundsätzlich bei symptomatischen Beschwerden unerlässlich.
Besonders auffällige Herzerkrankungssymptome sind:
· Schmerzen im Brustkorb (Stichartig, ziehend)
· Druckgefühl auf dem Brustkorb
· Allgemeine körperliche Schwäche
· Kurzatmigkeit oder das Gefühl einen unregelmäßigen Herzschlag zu haben
· Wassereinlagerungen (Schwellungen) an Beinen und Füßen oder Ödeme
· Schwindel und Ohnmacht
· Schmerzen im linken Arm- und Schulterbereich oder allgemeine Gliederschmerzen
Der sogenannte Herzhusten deutet auf eine Herzinsuffizienz auf der linken Herzseite hin. Aufgrund einer verringerten Pumpleistung staut sich das Blut bis in die Gefäße der Lunge zurück. Durch den dort aufgebauten Druck werden flüssige Blutbestandteile in das Lungengewebe gedrückt, wodurch Ödeme (Wassereinlagerungen) in der Lunge entstehen. Rasselnder Atem, Husten (sog. Herzhusten) und Atemnot bei körperlicher Anstrengung sind die Folge. Ein extremer Blutdruckabfall ist ebenfalls die mögliche Folge einer Linksherzinsuffizienz und sollte unverzüglich ärztlich untersucht werden.
3.3 Behandlung
Die Erforschung der Herzkrankheiten ist, wie bereits erwähnt, weit fortgeschritten und ermöglicht erfolgversprechende Therapien, medikamentöse Behandlungen und Operationen. Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist zwar nicht heilbar und die Diagnose ist für viele Patienten zunächst ein Schock, aber mit einer regelmäßigen und konsequenten medikamentösen Behandlung, gegebenenfalls einer Bypassoperation oder einer Stentsetzung sowie einer gesunden Lebensweise kann für den Betroffenen eine gute Lebensqualität erreicht werden.
Eine medikamentöse Behandlung hilft des Weiteren schwerwiegende Folgeerkrankungen zu vermeiden. Oft wird vom Arzt bzw. Kardiologen auch die Kombination verschiedener Medikamente und/oder Maßnahmen erfolgreich eingesetzt. Invasive Maßnahmen wie Stents (Öffnung eines verengten Blutgefäßes) oder Bypass-Operationen (Umgehung eines verschlossenen Blutgefäßes) bei entsprechendem Ausmaß der Herzerkrankung lindern Beschwerden meist schnell und verbessern das Wohlbefinden des Patienten.
Die Herz-Lungen-Maschine wurde für eine Herzoperation erstmals 1958 im Universitätsklinikum Marburg eingesetzt. Die Maschine ersetzt die Funktion des Herzens und die Oxigenierung (Sauerstoffanreicherung) in der Lunge (nicht zu verwechseln mit der Eisernen Lunge) über einen bestimmten, sehr begrenzten Zeitraum, zum Beispiel um eine Operation am offenen Herzen durchführen zu können, also in der Herzchirurgie, jedoch auch in der Notfall- und Intensivmedizin.
Das Impella®-Herzunterstützungssystem der Firma Abiomed dient als zeitlich begrenzte Hauptanwendung bei der Unterstützung der Herzfunktion zur Erholung des Herzens, während bei einem kardiogenen Schock die ECMO zur Anwendung kommt, da sie einen deutlichen Vorteil beinhaltet. Die winzige Herzpumpe (Impella®) verringert die Belastung der linken und in seltenen Fällen der rechten Herzkammer. Sie findet ebenfalls Verwendung bei herzchirurgischen Operationen sowie als „Überbrückung“ des Zeitraums bis zur Erholung des Herzes oder einer Therapieentscheidung für beispielsweise eine Herztransplantation.
Die Herztransplantation mit einem Kunstherz-Unterstützungssystem teilt sich je nach Platzierung im Herzen in unterschiedliche anatomische Kriterien auf. Das vollständige Kunstherz ersetzt das natürliche Herz als mechanische Pumpe und übernimmt den kompletten kleinen und großen Blutkreislauf. Viele Verbesserungen bezüglich Leistung und Funktion des Kunstherzens haben in den vergangenen Jahren die herzchirurgischen Maßnahmen erleichtert und die Operation für den Patienten erträglicher und erfolgreicher gemacht.
Als letzte Chance bei einer schweren Herzerkrankung gilt die Transplantation (Verpflanzung) eines noch lebensfähigen Spenderherzens. Christiaan Bernard führte im Jahr 1967 erstmals eine weltweit aufsehenerregende Herztransplantation durch. Auch die Technik der Herzverpflanzung hat sich im Laufe der vergangenen Jahre immer weiter verbessert und entwickelt. Durch immer gezieltere Nachbehandlungsmethoden und -medikamente werden Abstoßungsreaktionen des menschlichen Organismus besser beherrscht und die Sterblichkeitsrate nach erfolgter Operation kontinuierlich gesenkt. Heute leben nach einem Jahr noch 80 %, nach 5 Jahren noch 75 % der Patienten mit einem Spenderherz.
Deutschlandweit wurden im Jahr 2019 344 Herztransplantationen mit einem Spenderherz vorgenommen. Es warten und hoffen ca. 700 schwer herzkranke Menschen dringend auf ein Spenderherz. Die Zahl der Spenderherzen reicht bei Weitem nicht aus. Jährlich sterben etwa 1000 Menschen, welche mit einem passenden Spenderorgan die Chance hätten, weiterleben zu können.
Für die Freigabe eines Spenderherzens nach Zustimmung gelten besonders strenge, gesetzlich festgelegte Regeln um die Transplantationsgefahren für den Patienten so gering wie möglich zu halten und eine Herzentnahme ohne klare Verfügung des verstorbenen Menschen zu vermeiden. Jeder gesunde Mensch sollte sich gedanklich mit der Erstellung eines Organspenderausweises befassen.
Nehmen Sie sich ein Herz – Von Herzen gerne - Sie haben das Herz am richtigen Fleck – Eine Herzenssache – Ein Herz und eine Seele – Mir blutet das Herz – Das Herz ist mir vor Schreck in die Hose gerutscht…. Das lebenswichtigste Organ unseres Körpers wird in vielerlei Hinsicht zurecht zitiert und benannt.